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Hohe Autogaspreise, niedrige Umrüstzahlen


Der Bestand an Autogas-Fahrzeugen sinkt ständig, in der aktuellen Klimadebatte – insbesondere in Bezug auf die CO2-Reduktion im Verkehrswesen – scheint der Alternativkraftstoff Autogas keine Rolle mehr zu spielen. Woran liegt es? An der immer komplexeren Motorentechnik, die kaum noch Spielraum für Gasantriebe bietet? An den hohen Preisen für LPG an den Zapfsäulen oder daran, dass Autogas ebenso wie Erdgas in der fast schon religiös angehauchten Debatte um das Verbrenner-Aus schlichtweg zu den vergessenen Antriebstechnologien zählt? Hier der kurze Versuch einer Spurensuche.

 

Hohe Autogaspreise verderben den Umrüstern das Geschäft. Ob sich der Autogasmarkt nach dieser Krise nochmals erholen wird, darf bezweifelt werden. (Bild: Wolfgang Kröger)

 

OEM-Lösungen kein Gradmesser

Mit deutlich über 95 % in den Bestandszahlen machen Nachrüstlösungen für Autogasantriebe den Löwenanteil aus. Auch wenn das KBA monatlich in seinen Bulletins die Zulassungszahlen für OEM-Lösungen veröffentlicht, sind diese nicht der eigentliche Gradmesser für die Verbreitung der Autogas-Technologie.

 

90 % weniger Umrüstungen

Eher düster kommen die Umrüstzahlen der Gasanlagen-Importeure daher, die den Nachrüstmarkt bedienen: Bis zu 90 % weniger Umrüstungen als noch im Vorjahr treiben schon jetzt viele zur Geschäftsaufgabe. Der Grund für den Rückgang liegt auf der Hand: Die hohen Preise für Autogas, im Durchschnitt über einem Euro, bieten kaum noch einen Anreiz für die Umrüstung der geeigneten Fahrzeuge, die mittlerweile in Preisregionen um 3.000 Euro gestiegen ist. Damit lässt sich kaum noch eine zeitnahe Amortisation realisieren.

 

Staat kassiert kräftig mit

Die hohen LPG-Preise haben vielschichtige Ursachen, hier mal eine Beispielrechnung: Kauft man das Gas ab Raffinerie für 70 Cent netto ein, entfallen darauf zunächst einmal 19 % Mehrwertsteuer (Autogas, bei Heizgas 7 %), also ca. 14 Cent. Zusätzlich verlangt der Staat noch ca. 23 Cent Mineralölsteuer nach Wegfall der Steuervergünstigungen und ca. 5 Cent CO2-Steuer. Nach dieser Beispielrechnung bleiben schon mal 42 Cent pro Liter Autogas im Staatssäckel. Was dann noch folgt, sind Frachtkosten, allgemeine Produktkosten und natürlich die Gewinnmarge. Die dürfte nach allgemeiner Markteinschätzung derzeit überdurchschnittlich hoch liegen – bei allen an der Wertschöpfungskette beteiligten Unternehmen, von der Raffinerie bis hin zum Tankstellenbetreiber.

 

Euro 7 könnte LPG-Aus besiegeln

Ob diese Rechnung auf lange Sicht aufgeht, mag jeder für sich entscheiden. Fakt ist, wenn erst die Abgasnorm Euro 7 Realität wird, dürfte sich ein Autogasantrieb sowohl für die OEM als auch den Nachrüstmarkt kaum noch realisieren lassen, denn die Anforderungen an die Abgaswerte, insbesondere die dafür erforderlichen Messungen, lassen sich kaum noch auf das Endprodukt, die einzelne Autogasanlage, rentabel umrechnen.

 

Torschlusspanik auf LPG-Markt?

Vor diesem Hintergrund kann man schon fast von einer gewissen Torschlusspanik im Autogassegment reden: Jeder versucht, noch soviel Marge wie möglich aus dem Produkt herauszuziehen – wohl wissend, dass der Autogas-Markt seinen Zenit längst endgültig überschritten hat.

 

Politik trifft Mitschuld

Schuldzuweisungen an der Misere muss sich auch die Politik gefallen lassen: Trotz des erheblichen Beitrags zur Treibhausgasreduktion (siehe FLÜSSIGGAS 2/2023, S. 30) setzt man viel zu einseitig auf die E-Mobilität und vernachlässigt mit den Bestandsfahrzeugen ein großes Segment, das mit Autogas auch einen Beitrag zur CO2-Reduktion liefern könnte.

 

Autor: Wolfgang Kröger

 


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